Okkervil River - Down the river of golden dreams [Jagjaguwar 2003]
Es war wieder diese Bank. Es war wieder nur Einsamkeit um mich. Doch als ich gerade lauthals „Amie, come sit on my wall“ zusammen mit Damien Rice schmachtete, flüsterte mir ein Fremder „Okkervil River“ ins Ohr. „Okkervil River? Was soll das bedeuten?“ fragte ich. Doch der Fremde war schon wieder verschwunden. Also machte ich mich auf die Suche nach der Bedeutung dieser Worte. Nach einer Weile entdeckte ich eine Band namens „Okkervil River“ aus Austin, Texas und sofort kaufte ich für mein letztes Geld deren neue CD „Down the river of golden dreams“. Nach einigen Ewigkeiten kam ich endlich zu Hause an, legte die CD in das dafür konzipierte Abspielgerät und... ... war sofort gefangen.
Okkervil River spielen diese typisch amerikanische Musik zwischen Country und Indiepop mit europäischen Folkanleihen die ich so liebe. Sie verbinden dabei auf ihrem aktuellen Album den rauen, direkten Überschwang eines Conor Oberst mit der melancholischen Intimität eines Will Oldham, dem Understatement eines Virgil Shaw und den Countrysoul Ideen von Lambchop. Die Texte sind teilweise dunkel wie bei Johnny Cash und manchmal denkt man auch an das glorreiche Debut der Counting Crows. Hoffentlich spielen Okkervil River in 10 Jahren nicht auch alberne Joni Mitchell Coverversionen und versinken in Belanglosigkeit. Ich glaube aber eher nicht. Denn Okkervil River Chef, Sänger und Songwriter Will Sheff scheint mir nicht so ein Pathostrottel wie Adam Duritz zu sein. Er ist realer, poetischer, verzweifelter, wissender und, ja, ehrlicher als der Herr Krähenzähler. Das Label will ihn sogar auf eine Stufe mit Bob Dylan stellen. Immer langsam sage ich. Aber besser als der auch genamedropte Schauspieler Nick Cave ist er mit Sicherheit. Ach ja, danke für Frau Minogue Herr Cave. Vielen Dank. Sie Arsch.
Also, '’keep your ear to the ground“ und versenkt euch in diesen Fluss der goldenen Träume. Erfahrt die heilenden Kräfte der Traurigkeit am eigenen Herzen und schenkt Okkervil River eure Liebe. Denn wie singt Will Sheff so verzückt verzweifelt: „If you really want to love me, well, then do it.”
Datum: 20.11.2003, 17:45 Uhr
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